Wenn man Landschaften bei gescheitem Licht, also am besten am Morgen oder Abend fotografieren will, dann hat
man meistens (oder eigentlich fast immer) das Problem, dass der Kontrastumfang so hoch ausfällt, dass die Kamera bzw. der
Film/Sensor die Situation von sich aus nicht mehr sinnvoll darstellen können - da saufen dann entweder die Schatten total ab
(wenn man den Himmel richtig belichtet) oder der Himmel wird total überbelichtet (wenn man den Vordergrund richtig belichtet).
Auch eine Belichtungskorrektur oder sonstige Einstellungen an der Kamera helfen da nicht mehr weiter. In so einem
Fall kann man sich dann entweder mit Belichtungsreihen vom Stativ in Verbindung mit Nachbearbeitung am PC helfen, oder man
nutzt einen "analogen" Grauverlaufsfilter.
Ich versuche meine Bilder nach Möglichkeit schon direkt vor Ort so zu fotografieren, dass die Nachbearbeitung,
die hinterher am PC noch nötig ist, so gering, einfach und zeitsparend wie möglich ausfällt. Aus dem Grund halte ich
persönlich nicht all zu viel von den digitalen Möglichkeiten zur Handhabung von großen Kontrastumfängen. Statt
dessen benutze ich einen "analogen" Grauverlaufsfilter, den man vor dem Objektiv platziert. Es gibt zwei
verschiedene Arten von Grauverlaufsfiltern: Zum Einen die, die man einfach vor das Objektiv schraubt, zum Anderen
die, die man per Adapter vor das Objektiv stecken kann.
Die Schraubvariante halte ich für ziemlich nutzlos, es handelt sich dabei um einen ganz normalen, runden Filter,
den man vor der Objektiv schraubt. Die Platzierung des Verlaufs ist dabei vorgegeben und damit wird die
Verwendung ziemlich unflexibel. Zwar häufig immer noch besser als ganz ohne Verlauf, aber nicht wirklich universell
nutzbar. Besser ist die Variante zum Stecken, dabei handelt es sich um eine Kombination
aus einer rechteckigen Plastik- oder Glasscheibe und einem Vorsatz, der am Objektiv angebracht wird, in den man die
Scheibe nach Lust und Laune verschieben und verdrehen kann (zur Not lässt sich der Filter auch ganz gut von Hand vor das
Objektiv halten). Am verbreitetsten ist dabei das System von Cokin.
Die Möglichkeiten damit sind mehr oder weniger unbegrenzt, stören kann höchstens eine zu kurze Scheibe (bei sehr tief
oder hoch liegenden Horizonten) oder ein total chaotischer Helligkeitsverlauf der Aufnahmesituation, dem man mit einem
geraden Verlauf nicht mehr Herr werden kann.
Bei den Filterscheiben gibt es natürlich Unterschiede. Das schon erwähnte System von Cokin bietet verschiedene
Filtergrößen. Wohl am weitesten verbreitet ist das P-System, genauere Informationen zu den verschiedene Formaten
gibt es auf der Cokin Internetseite nachzulesen. Neben den
verschiedenen Größen der Filterscheiben gibt es auch
verschiedene Grauverlaufsfilter: Unterschiede gibt es dabei in der Stärke des Grauverlaufs (also wieviele Blenden
der Filter im Verlauf von oben nach unten schluckt) und in der Härte des Übergangs des Verlaufs. Ich persönlich
benutze aktuell den P121 (ohne Zusatzbuchstaben) und bin damit in den meisten Situationen zufrieden.
Neben Cokin gibt es noch andere Hersteller von Grauverlaufsfiltern. Im Gegensatz zu Cokin wird für die sehr viel
teureren Singh Ray Filter (die man leider in Deutschland
nur sehr schwer bekommt) Glas Spezial-Kunststoff benutzt, außerdem ist der Filter länger, lässt sich also weiter verschieben. Ich selbst
hab zwar noch keinen Vergleich gemacht, allerdings soll die Singh Ray Version komplett farbneutral sein (also wirklich
ein Neutralgrauverlaufsfilter) und im Vergleich fallen wohl auch Farbsäume weg, die die Cokin Filter teilweise verstärken
(you get what you pay for!).
Zum Schluss noch zum Vergleich drei Situationen in denen ich jeweils ein Foto ohne (links) und ein Foto mit (rechts)
Grauverlauf gemacht habe: