Der ein oder andere Leser hat es vielleicht schon mitbekommen: Wie es das Schicksal so wollte, habe ich
nach acht Jahren Wien verlassen, um nach Marburg, Hessen, Deutschland zu ziehen. Damit sind auch alle meine
bisherigen, in der näheren Umgebung liegenden Fotoplätze vom einen auf den anderen Tag in nicht mehr (spontan)
erreichbare Ferne gerückt. Keine Donauauen mehr, kein Neusiedlersee mehr... Für Landschaftsfotografie waren
das immer gute Ziele. Jetzt hier in Marburg fange ich wieder bei Null an. Die Umgebung muss erst
ausgekundschaftet werden. Was also tun?
Nachdem ich im Gebiet der Landschaftsfotografie inzwischen auch kein kompletter Frischling mehr bin,
weiß ich inzwischen zumindest einigermaßen, wo interessante Naturlandschaften (oder zumindest "naturnahe"
Landschaften) auffindbar sein könnten, was in unseren Breiten ja häufig garnicht so einfach ist.
Fast nie ganz falsch sind natürlich Nationalparks
(im größeren Maßstab), Naturschutzgebiete
(im kleineren Maßstab) und ähnliches.
Die Auswahl an Nationalparks ist ja meistens recht beschränkt. In dem Fall ist die Suche also recht einfach.
In der näheren Umgebung von Marburg liegt der Nationalpark Kellerwald-Edersee.
Der scheint wirklich spannend zu sein (dazu vielleicht bald mehr). Allerdings ist er ohne Auto für
einigermaßen spontane Ausflüge zur Gut-Licht-Fotografie eher schwer zu erreichen.
Bleiben nicht-nationalparkige Gebiete übrig. Ich habe in dem Fall einfach mal recherchiert (mit
Landkarten und Hilfe von Google) welche
Naturschutzgebiete in der näheren Umgebung - was in dem Fall für: maximal ein bis zwei Stunden
Fahrzeit mit dem Fahrrad steht - so existieren.
Das erste Naturschutzgebiet lag dann auch direkt in 20 Minuten Entfernung, zu Fuß. Nennt sich "Teufelsgraben" und
ist ein kleines Stück Wald, das eine Klamm umfasst (auf dem Weg dorthin hab ich zumindest gleich
eine Orchidee gefunden... ;) ). Für Landschaftsfotos in manchen Situationen sicher auch brauchbar (Nebel wäre
ganz wichtig, Herbstfarben oder Reif auch nicht ganz falsch), aber so grundsätzlich eben doch noch nicht
ganz das, was ich mir vorgestellt hätte (im Hinterkopf immer der Gedanke, dass ich einen Ersatz für "meine" Lobau
brauche).
Der nächste Versuch ging dann in ein Naturschutzgebiet bei Cyriaxweimar südöstlich von Marburg. In Google Maps bzw.
Google Earth sah das auf den ersten Blick durchaus interessant aus (Google Maps Link).
Als ich dann dort war, fand ich es nicht mehr ganz so spannend. Allerdings hat auch weder das Wetter mitgespielt,
noch war die Anreise mit dem Rad über die Landstraßen richtig unterhaltsam. Da werde ich wohl unter besseren
Ausgangsbedingungen nochmal hinradeln müssen, um mir ein endgültiges Urteil über die Fotogenität erlauben zu
können.
Glücklicherweise hatte ich noch ein Ass im Ärmel. Als ich in Wien nach Landschaftsfotografiemöglichkeiten gesucht habe,
ist mir auch der Burgwald (zwei Links: Wikipedia und
Aktionsgemeinschaft "Rettet den Burgwald" e.V.)
ins Auge gesprungen. Der liegt zwischen dem Nationalpark Kellerwald-Edersee und Marburg und besitzt neben der
Eigenheit, ein wirklich großes zusammenhängendes Waldstück zu sein auch einige hübsche Bäche, Seen, Wiesen
und Moorlandschaften. Das hat sich aus der Ferne schon gut gelesen und sah auf den Fotos, die ich im Internet
gefunden habe, auch nach genug Möglichkeiten für ein paar hübsche Landschaftsfotos aus.
Nachdem dann die virtuellen Möglichkeiten zur Planung von Landschaftsfotos erstmal ausgeschöpft waren, war es
an der Zeit einen ersten Ausflug in die Gegend zu unternehmen...
Ab hier wird der Artikel jetzt in chronologischer Reihenfolge geführt und immer wieder aktualisiert, wenn sich
was Neues zum Thema Burgwaldfotografie ergeben hat. Doch zunächst noch eine Übersichtskarte:
19. Juli 2011 - Der erste Blick in den Burgwald (Franzosenwiesen)
Ein frischer und sonniger Morgen. Genau der richtige Tag für eine lange und für mich, der bisher an sich nur im
Flachland geradelt ist, leicht anstrengende, weil hügelige Radtour. Auch wenn eigentlich Hochsommer sein sollte,
von der Anmutung her wirkte der Vormittag eher wie ein frischer Frühherbstmorgen. Die perfekten Voraussetzungen
für ein erstes Kennenlernen.
Meine Absicht für den ersten Ausflug war das Kennenlernen des NSG Franzosenwiesen:
Ein kleiner Moorsee und hübsche Wiesen in einer (recht großen) Senke im Burgwald. Dort gab es wohl schon in jedem Monat des
Jahres Bodenfrost (im Winter eh nix besonderes, im Sommer schon). Sehr sympathisches Mikroklima.
Mein erster Eindruck vor Ort bei den Franzosenwiesen war dann auch direkt sehr positiv. Besonders der kleine See
westlich des Radwegs hat es mir angetan. Schön viele Farben. Bei gutem Licht mit passenden Wetterbedingungen (Nebel?)
und dann vielleicht noch im Herbst sicher sehr fotogen. Auf den folgenden Fotos, von links nach rechts: Zweimal der
See westlich der Franzosenwiesen und ein Stück des Franzosenwiesenkomplexes.
Doch auch die nähere Umgebung gibt scheinbar viel her. Weitere kleine Seen und vor allem das
Rote Wasser
schreien geradezu danach fotografiert zu werden. Letzteres Bedarf dann wohl demnächst eines eigenen Erkundungsausflugs.
Scheint aber wirklich ein schöner Bach zu sein. Auf den Fotos: Eine Detailaufnahme aus dem Wald, einer der Teiche im
Burgwald, Rotes Wasser im Quellbereich.
Soviel also zum ersten Ausflug in den Burgwald. Jetzt bin ich selbst gespannt, ob der nächste Ausflug wieder ein
Erkundungstrip wird oder vielleicht doch direkt der erste Sonnenaufgangausflug? Demnächst dann hier bzw. in
meinem Blog mehr...
31. August 2011 - Der zweite Blick in den Burgwald (Rotes Wasser)
So kann man sich täuschen. Wobei "demnächst" ist ja auch irgendwie relativ. Trotzdem hat es doch glatt eineinhalb Monate
gedauert, bis ich heute endlich den zweiten Ausflug in den Burgwald gemacht habe. Zuviele fotografisch interessante Gegenden
gibt es in der näheren Umgebung (Blogleser wissen mehr!). Es wurde
auch dieses Mal wieder eine Erkundungsfahrt. Den ersten Sonnenaufgangsausflug werde ich wohl erst im (richtigen) Herbst unternehmen.
Heute Morgen habe ich mir also wieder mal das Rad geschnappt und mich auf den Weg gemacht. Dieses Mal war es mein Ziel,
mehr über die Gegend rund um das Rote Wasser
zu erfahren. Auf dem Weg dorthin ging es allerdings auch heute wieder an den
schon bekannten Franzosenwiesen vorbei. Scheint mir doch die angenehmste, weil autoverkehrärmste, Verbindung zu sein.
Das Rote Wasser enttäuscht absolut nicht. Es ist zwar sicher nicht ganz einfach, dort wirklich gute Fotos zu machen,
zumindest wenn man sich an die Regeln die dort im Naturschutzgebiet nun mal gelten hält. Aber diese Herausforderung
hat ja auch ihren Reiz. Die moorige Umgebung des Bachs bietet auch viele Motive. Der Bach selbst ist schon alleine
durch seine rote Färbung etwas Besonderes. Ich freue mich auf einen Nebelmorgen!
Der nächste Ausflug in den Burgwald wird mich wohl zum Langen Grund führen. Dort fließt das Schwarze Wasser. Bin schon gespannt
was mich dort erwartet.
2. September 2011 - Der dritte Blick in den Burgwald (Langer Grund)
Und da ist es schon passiert: Heute ging es zum Langen Grund,
einem Naturschutzgebiet im Süden des Burgwalds. Wie fast nicht anders zu erwarten eine wunderbare Gegend mit
vielen hübschen Landschaftdetails. Der ganze Talgrund ist auf einer Länge von etwa zwei Kilometer voller Moore und
allem was dazu gehört. Hier einige moorige Impressionen des Erkundungsausflugs:
Genau wie letztens beim Roten Wasser, werden wohl auch im Langen Grund eher die Landschaftsdetails interessante Motive liefern. Erst
recht wenn die Laubverfärbung im Herbst so richtig eingesetzt hat. Die Tatsache, dass das doch recht enge Tal ziemlich genau von Nord
nach Süd verläuft, macht's mit dem Licht allerdings nicht gerade einfach. Unter Umständen werden bedeckte Hochnebeltage im Herbst
gar nicht so falsch sein. Andererseits, durch das große Feuchteangebot vor Ort dürfte es nach klaren und windstillen Nächten wahrscheinlich
auch recht oft Morgennebel geben. So oder so, jetzt fühle ich mich langsam mit genug Input versorgt um es auch mal bei passendem Licht
zu versuchen. Und was den Langen Grund betrifft, ist es durchaus von Vorteil, dass die Radfahrt von meinem Wohnort aus nicht all zu viel
Zeit (also im Vergleich zu den Franzosenwiesen und dem Roten Wasser) in Anspruch nimmt.
5. September 2011 - Moos im Moor beim Roten Wasser
Der erste "richtige" Fotoausflug in den Burgwald. Richtig, weil ich zum ersten Mal sowohl meine richtige Kamera und vor allem auch
mein Stativ dabei hatte... Ziel waren die "Mooshubbel" am Roten Wasser. Die haben mir beim Erkundungsausflug in die Gegend so gut gefallen,
dass ich es nicht mit meinem Gewissen hätte vereinbaren können nicht nochmal zur etwa gleichen Uhrzeit bei Sonnenschein hinzuradeln.
Gesagt, getan. Und da es sich dabei um einen Fotoausflug handelte, gibt's den kurzen Bericht dazu in meinem Blog, der Link:
16. September 2011 - Sonnenaufgang bei den Franzosenwiesen
Mein erster Ausflug in den Burgwald pünktlich zum Sonnenaufgang und schon hat es für Frost gereicht. Nicht schlecht für den Start! 6°C
habe ich bei mir in Marburg-Wehrda auf 240m Höhe (ca. 60m über dem Talboden) als Tiefsttemperatur gemessen. In Cölbe (im Tal unten)
lag die Tiefsttemperatur wohl bei etwa 5°C. Als ich dann am Radweg von Süden in Richtung Franzosenwiesen den letzten Hügel überquert habe
und es wieder nach unten ging, ging's auch mit den Temperaturen rasant bergab. Die Tiefsttemperatur, die ich dort am Radwegrand (beim
Infoschild über die Franzosenwiesen) gemessen habe, lag bei -0,1°C (in Fahrradlenkerhöhe). Dementsprechend gab es auch Reif auf den Wiesen.
Und da es sich in dem Fall wieder um einen richtigen Fotoausflug und nicht "nur" um einen Erkundungsausflug gehandelt hat, verlinke
ich einfach zum entsprechenden Beitrag in meinem Blog:
Eigentlich wollte ich heute für mich neue Gegenden im Burgwald erkunden. Als ich dann allerdings schon beim hinradeln einen Platten
hatte, hab ich den Plan verworfen und bin "nur" bis zum Langen Grund gefahren. Da hätte ich dann zur Not auch noch nach Hause
schieben können... ;)
Ich hab mir dann einfach ein paar der Stellen etwas genauer angeschaut und nach neuen Motiven Ausschau gehalten. Ehrlich gesagt,
bisher ist das Gebiet wirklich mein absoluter Favorit im Burgwald. Ein echtes Kleinod! Hier einige Impressionen. Man merkt inzwischen
deutlich, dass sich der bunte Herbst nähert.
21. September 2011 - NSG Nebeler Hintersprung und NSG Diebskeller / Landgrafenborn
Das nicht gerade fotogene Wetter hat sich angeboten, um wieder einmal neue Bereiche im Burgwald zu erkunden. Zwei
weitere Naturschutzgebiete habe ich mir etwas genauer angeschaut: Nebeler Hintersprung und Diebskeller / Landgrafenborn.
Grundsätzlich haben sie mir beide durchaus gefallen, aber so rein landschaftsfotografisch gesehen, sind die beiden NSG
dann wohl eher nur etwas für eher telelastige Detailaufnahmen.
Spannend müsste es dagegen im Frühling/Sommer sein, da dürften dann die Flora recht spannend sein. Zumindest soll teilweise
der Sonnentau recht häufig vorkommen. Ich werde dann sicher auch mal dort sein.